Comics, Archäologie und eidetische Wissensvermittlung #Kultblick
Ein Blick auf Kultur aus den Augen eines Zeichners
Die Blogparade #KultBlick vom Archäologischen Museum Hamburg und Kultur-Museum-Talk ist die ideale Gelegenheit, meinen Kulturblick zu präsentieren. Dass ich übrigens das Titelbild dazu beisteuern durfte, soll natürlich auch nicht unerwähnt bleiben.
Bereits in meiner Kindheit, irgendwann in den Achtzigern, habe ich begonnen, Comics zu zeichnen. Offenbar habe ich meine künstlerische Ader von meiner Oma geerbt, an die ich mich aber nur noch grob erinnere. Wie dem auch sei, das Ganze zog sich dann durch die Schulzeit, bis ich irgendwann während meines Klassische-Archäologie-Studiums realisierte, dass ich mit meinen Zeichnungen wissenschaftliche Sachverhalte korrekt, aber leicht verständlich darstellen konnte.
Na gut, um ehrlich zu sein, fand ich es in erster Linie witzig, Missverständnisse und Wortspiele in meine Unterlagen zu kritzeln. Trotzdem war es mir hier schon wichtig, die Darstellungen einigermaßen authentisch zu gestalten. Die Rüstung des Griechen an den Aigospotamoi zum Beispiel ist ein Glockenpanzer, wie er seit archaischer Zeit in Griechenland getragen wurde. Das ist für den Witz nun relativ egal, aber mir war und ist es seitdem ein Anliegen, wissenschaftliche Authentizität und Humor zu verbinden.
Es ist ja nun keine neue Erkenntnis, dass mit Humor vieles leichter fällt, aber in meinem Fall beziehe ich das sowohl auf mich beim Zeichnen als auch auf die Rezipienten meiner Zeichnungen. Ich finde es wichtig, dass Kultureinrichtungen ihre Wissensvermittlung eidetisch und für jeden Besucher verständlich konzipieren. Mit hochtrabenden Worten, die nur die Hälfte der Besucher versteht und in erster Linie den Texter selber feiern („eidetisch“ zum Beispiel), ist niemandem geholfen. Sicher sind Begleittexte unerlässlich, aber die vielzitierte Behauptung, Bilder erzählten mehr als tausend Worte, ist nicht ganz falsch.
Meine Zeichnungen für die EisZeiten-Ausstellung im Archäologischen Museum Hamburg waren zwar in erster Linie für Kinder und Jugendliche bestimmt, aber die Aussage war für Besucher jedes Alters klar: So lebte der Mensch in der Eiszeit in Hamburg. Er hockte nicht etwa in Höhlen, er besaß Zelte, genähte Kleidung und domestizierte Wölfe. Die Darstellung entsprach dabei der aktuellen Forschung.
Ähnlich war meine Zeichnung zur Sonderausstellung „Gefahr auf See – Piraten in der Antike“ im Museum und Park Kalkriese. Auch hier habe ich mich bei der Darstellung von Odysseus und seinen Gefährten an das antike Vorbild gehalten, bei Zapdos an das aktuelle. Diese Zeichnung ist natürlich weniger lehrreich als ein Lebensbild aus der Eiszeit, dafür kombiniert sie aber verschiedene (aktuelle) Kulturebenen geschickt miteinander.
Was ist also mein Blick auf Kultur? Ein stets authentischer, aber humorvoller Blick. Sich mit Kunst und Kultur zu beschäftigen macht Spaß. Es ist sicher nicht immer witzig, aber es schadet ja auch nicht, wenn man nicht immer alles so ernst nimmt…